Laster- und Tugendallegorien

 

Lasterallegorien

Im Gegensatz zu den 10 Geboten des Dekalogs (z.B: Du sollst den Sabbat heilig halten) geben die sog. Hauptlaster oder Todünden keine apodiktischen Verhaltensanweisungen, sondern beschreiben einen Habitus.

Die Sieben Hauptlaster (septem vitia capitalia) nach dem SALIGIA-Schema:

superbia – Hoffart, Überheblichkeit
avaritia – Habgier
luxuria – (sexuell konnotierte) Ausschweifung
invidia – Neid, Missgunst
gula – Schlemmerei
ira – Zorn
acedia – Trägheit, Faulheit

Es ist eine große Menge von Texten und Bildern bekannt, mit denen die Hauptlaster oder Todsünden repräsentiert werden.

Es gibt verschiedene Arten das Laster zu veranschaulichen:

  • metonymisch einen Lasterhaften darstellen, z.B. einen Trunkenbold (man denke auch an Molières »Avare«)
  • ein Exemplum zeigen, das von einem Laster handelt
  • allegorisch: Tiere stehen für Laster (der Bock für die Geilheit usw.)
  • Personifikation mit typischen Attributen
  • Kompositwesen eignen sich, um das ganze Set der 7 Laster darzustellen
  • Baum; eignet sich um das Hervorgehen des einen aus anderen Lastern zu visualisieren ...

Quellen:

Eine Siebenlasterlehre im engeren Sinne (SALIGIA) kennt die Bibel nicht, freilich werden einzelne Laster da und dort im NT katalogartig aufgezählt: Markus 7,21–22 (zwölf Laster) — Matthäus 15,19 (sieben Laster) — 1.Kor. 6. 9–11 (neun Laster) — Galater 5,19-21 (fünfzehn Laster) — Epheser 5, 3–4 (sechs ungeziemende Dinge) — 2.Timotheus 3,2–5 (neunzehn Laster) — 1.Johannesbrief 2,16 (drei Laster) .

›Erfunden‹ hat das Konzept Euagrios Pontikos (345–399), der als Mönch Ende des 4. Jahrhunderts in der ägyptischen Wüste lebte. Er spricht von oktologismoi, also acht bösen Gedanken, die den Mönchen von Dämonen eingeflüstert werden.

Patrologia Graeca Vol. 79 — De octo spiritibus malitiae tractatus — Über die acht Gedanken. Eingeleitet und übersetzt von G. Bunge. Würzburg, 1992. — Lat. / italien. Übersetzung > https://ora-et-labora.net/regoleevagrioottospiritilatit.html

Cassian († 430/35), Vierundzwanzig Unterredungen mit den Vätern (Collationes patrum), Fünfte Unterredung, welche die des Abtes Serapion über die acht Hauptsünden ist.

Acht Hauptlaster gibt es, welche das menschliche Geschlecht beunruhigen, nemlich das erste die Gastrimargie, welches bedeutet die Völlerei des Bauches; das zweite die Unzucht; das dritte die Philargyrie, d.i. der Geiz oder die Geldliebe; das vierte der Zorn; das fünfte die Traurigkeit; das sechste die Acedia, d.i. die Engherzigkeit oder der Überdruß des Herzens; das siebente die Cenodoxie, d i. die Prahlerei, das eitle Rühmen; das achte der Hochmuth.

Übersetzung in der Bibliothek der Kirchenväter, Kempten: Kösel 1877–1879.

Johannes Cassian. Unterredungen mit den Vätern – Collationes Patrum, Teil 1: Collationes 1-10 (= Quellen der Spiritualität 5), Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag, 2011. [übersetzt und erläutert von Gabriele Ziegler; Einleitung von Georges Descoeudres] — Teil 2: Collationes 11 bis 17 [aus dem Griechischen übersetzt und erläutert von Gabriele Ziegler, mit Beiträgen von Georges Descoeudres und Terrence G. Kardong] (Quellen der Spiritualität, Band 9), a.a.O. 2014.

Gregor der Große (um 540–604), Moralia in Job XXXI,xlv,87 — hier sind es jetzt sieben Laster

lat. Text exercitus diaboli dux superbia, cujus soboles septem principalia vitia
> http://goo.gl/Yf5Ia

englische Übersetzung:
> http://www.lectionarycentral.com/GregoryMoralia/Book31.html – zu 87. gehen

Thomas von Aquin (1225/6 – 1274), »Summa«, Prima Secundæ, Quæstio lxxxiv, Art. 4 (vgl. Kommentar in der Deutschen Thomas-Ausgabe, Band 12)

lateinisch: http://www.corpusthomisticum.org/sth2075.html – zu Quaestio 84 gehen

deutsche Übersetzung:
> https://bkv.unifr.ch/de/works/sth/versions/summe-der-theologie/divisions/1443

Peter Suchenwirt's [ca.1320–1395] Werke aus dem vierzehnten Jahrhunderte. Ein Beytrag zur Zeit- und Sittengeschichte, hrsg. von Alois Primisser, Wien: Wallishausser, 1827. Nummer 40: die siben todsünd

> http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/172290

Heinrich von Langenstein († 1397), Erchantnuzz der sund. hg. P. Rainer Rudolf, (Texte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit 22), Berlin: E.Schmidt 1969.

Exemplum

David begehrt die (mit Uria verheiratete) Batseba (2.Samuel 11):

VND es begab sich / Das Dauid vmb den abend auffstund von seinem Lager / vnd gieng auff dem dach des Königes hause / vnd sahe vom dach ein Weib sich wasschen / vnd das weib war seer schöner gestalt. Vnd Dauid sandte hin vnd lies nach dem Weibe fragen / vnd sagen / Jst das nicht BathSeba die tochter Eliam / das weib Vria des Hethiters? Vnd Dauid sandte Boten hin vnd lies sie holen. Vnd da sie zu jm hinein kam / schlieff er bey jr / […] Lutherbibel 1545

Biblia germanica. Das ander teyl der Bibel, Augsburg: Johann Schönsperger, 9.November 1490.

Theodoor Galle (Antwerpen, 1571–1633)

> https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1862-0712-301

Adam und Eva im Zentrum snd umgeben von 7 Rundbildern mit biblischen Exempla:

  • SVPERBIA: Der Engelsturz (Jes 14,12)
  • AVARITIA: Ananias und Saphira (Apg 5)
  • GVLA: ein feister Mann (1 Reg = 1 Samuel 25?)
  • ACEDEA: Salomon über die Müßiggänger (Prov = Spr 6,6–15)
  • INVIDIA: Joseph und seine Brüder (Gen 37)
  • IRA: Kain erschlägt Abel (Gen 4)
  • LVXVRIA: Das lüsterne Paar Zimri und Kosbi wird von Phinehas erstochen (Num = 4 Mos 25)

Personifikationen

Hieronymus Bosch

Web Gallery of Art http://www.wga.hu/frames-e.html?/html/b/bosch/index.html

Hieronymus Bosch (ca. 1450 – 1516). Sieben Todsünden (ca. 1480), Museo del Prado, Madrid – Detail: Gula (Schlemmerei) wird dargestellt durch Personen, die ihr frönen.

Cesare Ripa (um 1555– 1622) ist der Spezalist für Personifikationen, vgl. die spezielle Seite zu ihm. Hier aus der ersten illustrierten Ausgabe (1603) der Zorn:

> http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ripa1603

Trägheit: Kupfer von John Goddard nach Zeichnung von Abraham Bosse (1602–1676) aus einer Serie der 7 Laster: Sloth (mit Esel)

> https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1854-0812-54

Tiere

Boethius (*um 480/485; † zwischen 524 und 526), Consolatio Philosophiae IV, prosa 3

Wie sich nun aber jeder durch seine eigene Tugend über die Menschheit emporheben kann, so muß andererseits die Nichtswürdigkeit diejenigen, die sie der menschlichen Natur beraubte, auch unter die menschliche Würde herabdrücken und erniedrigen, so daß du den durch das Laster Entstellten fürder nicht mehr für einen Menschen halten kannst. Brennende Habsucht verzehrt den Geizigen, den gewalttätigen, rastlosen Räuber fremder Güter. Mit einem Wolfe wirst du einen solchen Menschen füglich vergleichen! Der Wilde und Unruhige, der seine Zunge nur zum Zanken und Streiten gebraucht, wird dir einem kläffenden Hunde, der heimliche Fallensteller aber, der gern betrügerisch im Trüben fischt, einem Fuchse ähnlich erscheinen. Wer in unmäßige Zornausbrüche verfällt, zeigt die Natur eines Löwen, die eines Hirsches dagegen, wer furchtsam und stets fruchtbereit vor den ungefährlichsten Dingen erzittert. Dem Esel ähnelt der Träge und Stumpfsinnige. Wer leichtsinnig und flatterhaft fortwährend seine Interessen wechselt, unterscheidet sich tu nichts von den Vögeln, und derjenige endlich, der in gemeinen und schmutzigen Fleischeslüsten versunken ist, der ist in seinen wüsten Begierden dem unreinen Schweine verwandt! So kommt es, daß derjenige, der die Rechtschaffenheit aufgegeben und damit zugleich aufgehört hat ein Mensch zu sein, nun, da er sich zum göttlichen Wesen nicht emporzuschwingen vermochte, schmachvoll zu den Tieren hinabsinkt! 
> http://www.zeno.org/nid/20009159215

17 Auaritia feruet alienarum opum uiolentus ereptor: Lupis similem dixeris. 18 Ferox atque inquies linguam litigiis exercet: Cani comparabis. 19 Insidiator occultus subripuisse fraudibus gaudet: Uulpeculis exaequetur. 20 Irae intemperans fremit: Leonis animum gestare credatur. 21 Pauidus ac fugax non metuenda formidat: Ceruis similis habeatur. 22 Segnis ac stupidus torpet: Asinum uiuit. 23 Leuis atque inconstans studia permutat: Nihil auibus differt. 24 Foedis immundisque libidinibus immergitur: Sordidae suis uoluptate detinetur. 25 Ita fit ut qui probitate deserta homo esse desierit, cum in diuinam condicionem transire non possit, uertatur in beluam.

> http://www9.georgetown.edu/faculty/jod/boethius/jkok/4p3_t.htm

Herrad von Landsberg, Currus Avaritiae

Text Nr. 282: Die Inschriften auf den Streifen im Bild:

Hic est currus Avaricae cui contrarius est currus misericordiae.Dies ist der Wagen des Geizes, von dem der Wagen der Barmherzigkeit das Gegenstück ist.
Avaricia id est diabolus.Der Geiz, das ist der Teufel.
Tridens crowel; tridens est fuscinula cum tribus dentibus.Der Dreizack [deutsche Glosse crowel] ist eine Gabel mit drei Zähnen.
Avaricia dicit: Lingo fraude quasi vulpes dolo vel vi sectans lucra rodo ut leo crudelis.Der Geiz sagt: Ich lecke mit Tücke wie der Fuchs mit Arglist oder mit Gewalt benage ich den Gewinn wie der grausame Löwe.
Fraus est vulpes.Der Fuchs ist [bedeutet] die Tücke.
Ambitio est leo.Der Löwe ist die Ruhmsucht.
Male vivit sordida cultu Avaricia et tenet in manu tridentem propter rapacitatem.Übel lebt in schmutziger Lebensart der Geiz und hält den Dreizack in der Hand wegen seiner Raubsucht.
Sordititas est sus.Die Sau ist der Schmutz.
Avaricia gaudet de morte propinqui.Der Geiz freut sich über den Tod des Nächsten.
Philargiria, id est incontinens appetitus acquirendi, est vultur.Der Geier ist die Geldgier, das heisst der unersättliche Hunger zu raffen.
Male parta tenax male servat Avaricia.Das schlecht Erworbene hortet der zähe Geiz übel.
Tenacitas latrans ut canis.Die Habsucht bellt wie der Hund.
Terret clamore minisque Avaricia.Durch Lärm und Drohungen setzt der Geiz in Erschrecken.
Violentia est ursus.Der Bär ist die Gewalt.
Rapit omnia nec saciatur Avaricia.Der Geiz raubt alles und wird nicht gesättigt.
Rapacitas est lupus.Der Wolf ist die Raubsucht.
Fenum id est lucra mundi vorat ut bos avaricia.Der Neid verschlingt Heu, das heisst den Reichtum der Welt wie ein Ochse.
Fames acquirendi est bos.Der Ochse ist der Hunger des Ergatterns.

Der Codex des »Hortus deliciarum« ist bekanntlich bei der Beschießung Straßburgs durch die deutschen Truppen im Jahre 1870 in der Stadtbibliothek verbrannt. Glücklicherweise wurden vorher viele Seiten abgezeichnet, so dass man ihn einigermaßen rekonstruieren konnte. Eine erste wissenschaftliche Ausgabe haben Straub und Keller gemacht: Hortus deliciarum, publié aux frais de la Société pour la conservation des monuments historiques d’Alsace; texte explicatif commencé par Alexandre Straub et achevé par Gustave Keller, Strasbourg 1879–1899. Die Blätter mit dem Currus avaricię und dem Currus misericordiæ wurden (gemäß einer Notiz auf einer Banderole dort) A° 1795 gezeichnet; der Graphiker hat die Schrift des 12.Jhs. in eine moderne umgesetzt.

Literaturhinweise speziell hierzu:

Moderne Ausgabe: Herrad von [Landsberg, Äbtissin von] Hohenburg, († ca. 1196), »Hortus deliciarum«, ed. Rosalie Green, M. Evans, C. Bischoff, M. Curschmann, (Studies of the Warburg Institute 36), 2 vols., London / Leiden 1979.

Gérard CAMES, A propos de deux monstres dans l'Hortus deliciarum, in: Cahiers de civilisation médiévale, 11e année (n°44), Octobre-décembre 1968. pp. 587-603

Gérard CAMES, Allégories et Symboles dans l’Hortus Deliciarum, Leiden 1971.

Michael CURSCHMANN, Texte – Bilder – Strukturen, Der »Hortus Deliciarum« und die frühmhd. Geistlichendichtung, in: D.Vj.S 55 (1981), S. 379–418.

Stefan MATTER, Sordiditas est sus. Zur Bedeutung des Teufelsschweins im Weltgericht des Westportals von St. Nikolaus in Freiburg i.Üe.; in: ZAK = Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 63/4 (2006), S. 261–276
> http://dx.doi.org/10.5169/seals-169764

Heike WILLEKE, Ordo und Ethos im Hortus deliciarum. Das Bild-Text-Programm des Hohenburger Codex zwischen kontemplativ-spekulativer Weltschau und konkret-pragmatischer Handlungsorientierung, Diss. Hambug 2003, bes. S. 411ff.
> https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/1403

Stephan Fridolin (O.F.M., ca. 1430–1498)

Der Schatzbehalter oder Schrein der waren reichtümer des hayls vnd der ewigen seligkeit, Nürnberg: Anton Koberger 1491.
> http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/inc-iv-440/0001

Die 66. Figur stellt einerseits 5 Eigenschaften Christi dar (Elefant ≈ Tapferkeit; Turteltaube ≈ Jungfräulichkeit; Lamm ≈ Sanftmut usw.). anderseits die Laster:

Die tier. die an den herren fallen. reissen vnd peissen. bedeüten die eigenschaft seiner feind … die yne verfolgten. die neidig vnd vnschamhafftig waren. als die hund. betriegenlich vnd arglistig. als die füchß. begyrig der süssigkeit vnd wollust des fleischs. als der bere. fressig vnd grimmig. als die wolff. wüest vnd vnrein als die schwein. hohtragend. mutig vnd gehertzt. als die leben. gewappet mit gewalt. als ein eynhornn. ¶ Sie waren auch spöttig als die hetzen. oder agerlaster. vnkeüsch als die spercken. vnrein als die widehopfen. diebisch vnd fressig als die raben. hert vnd untrew. als die straussen. vnbarmhertzig als die eülen. blödsichtig als die feldermeüß. die in der tunckeln als in dem tieffen abent gesehen. aber gegen den liechtigen tag sind sie plind. [usw.]

Literatur:

Dominik Bartl: Der Schatzbehalter. Optionen der Bildrezeption. Dissertation, Universität Heidelberg 2010. > http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/10735

 

Die Tiere können auch scheusslich gestaltet sein – womit wir schon bald bei den Kompositwesen sind:

Wilhelm Peraldus, Summa de virtutibus et vitiis

Hier kämpft der christliche Ritter gemäß Epheserbrief 6, 11–18 gegen die Laster: Legt die Waffenrüstung Gottes an, so dass ihr in der Lage seid, den Anschlägen des Teufels standzuhalten. Gürtel ≈ Wahrheit — Panzer ≈ Gerechtigkeit — Schild ≈ Glauben — Helm ≈ Geist — Schwert ≈ Wort Gottes

Militia est uita hominis super terram (Hiob 7,1: Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?)

British Library (um 1250)
> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Peraldus_Vices_and_Virtues.jpg

••• Auf dem Titelblatt einer gedruckten Ausgabe von Wilhelm Peraldus:

Die sieben Laster in den Medaillons mit entsprechenden Werkzeugen — Christus steht auf dem überwundenen sieben-köpfigen Monster aus der Apokalypse; darunter der Vers Apc 2,17: Vincenti dabo manna absconditum. (Wer siegt, dem werde ich das verborgene Manna [die Himmelsspeise] geben).

Guilielmi Peraldi … Summæ virtutum ac vitiorum tomus scundus … Coloniæ Agrippinæ, sumptibus Antonij Boëtzeri, M.DC.XIV.

Kompositwesen

Statt die die Laster darstellenden Tier einfach additiv aufzureihen, kann man sie in einer einzigen Figur bündeln, dann entsteht ein Kompositwesen. So eine Figur ist interessant anzusehen, zieht die Blicke auf sich und ist gleichzeitig ein abschreckendes Scheusal. Beides passt dem Moralprediger ins Konzept.

Bei diesen Kompositwesen ist das Ganze ist nicht mehr als die Summe der Teile. Sie machen keine neue Aussagen über das Wesen der Laster. Der Informationswert ist ein mnemotechnischer: so bleiben die Laster besser im Gedächtnis. – Selstamerweise werden auch Tugend-Allegorien mit solchen Kompositwesen dargestellt, die sind zwar ebenso scheusslich, sollen aber doch positiv verstanden werden...

 

••• In einem aus dem 2. Viertel und Ende des 11. Jh. stammenden Codex mit lateinischen geistlichen Texten ist ein Blatt (fol. 63r) mit zwei Kompositwesen eingefügt, welche das Ensemble der Sünden bedeuten. (Wir betrachten nur eines der beiden.)

Courtesy of BSB (Clm 18158)

Die drei Verse bilden das Kompositwesen in drei Registern ab: der erste Vers nennt die dargestellten Tiere; der zweite Vers reiht die entscheidenden Körperteile auf; der dritte die allegorisch bedeutsamen Tätigkeiten – vertikal gelesen bilden die Wörter jeweils einen Satz, zum Beispiel cervus cornu peto. Die Körperteile sind im Bild (mit. sog. Tituli) mit der allegorischen Bedeutung angeschrieben (unten in der Tabelle grün). Der Text stimmt indessen nicht genau mit dem Bild überein: Das gezeichnete Wesen hat keine Vogelflügel. Auch ist eine der Beschriftungen falsch: Der Bauch ist mit venter bezeichnet, das ist ein Signifians, kein Signifikat.



Es gibt noch weitere solche mittelalterliche Darstellungen (vgl. den Aufsatz von Curschmann 1989).

 

••• Handschrift der ÖNB cod. 370, fol. 155v

(reproduziert bei Lutz 1991, Abb. 35)

Im Digitalisat > http://data.onb.ac.at/rec/AL00166065 Scan 322

  • superbia ≈ Pfauenkrone
  • avaritia ≈ zusammengehaltener Geldbeutel
  • luxuria fehlt
  • ira ≈ Pfeilbogen
  • gula ≈ Wolfskopf mit aufgerissenem Rachen
  • invidia ≈ Schlange, die (sich) ins Bein beisst
  • acedia ≈ Vogelbein (unklar; welcher Vogel ist faul?)

••• Im British Museum ist ein Einblattdruck aus dem Ende des 15. Jhs. überliefert:

 

https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1865-0708-92

Der zugehörige Text ist nicht gerade ein dichterisches Meisterwerk; er ist dem »Speculum humanae salvationis« des Konrad von Helmsdorf entnommen (hrsg. von Axel Lindqvist, Berlin 1924 = DTM 31, Verse 4597ff.), wobei aber einige Fehler un.)terlaufen sind

Es wird nicht der klassische Kanon der Sieben Laster durchgenommen: Es fehlen die Gefräßigkeit (*gula) und der Zorn (*ira), dafür kommt die Unstetigkeit vor. Der Text stimmt  nicht völlig mit dem Bild überein. Der Kranichfuß hat kein Pendant im Siginifikat-Bereich, und der im Bild sichtbare Hund ist vergessen gegangen – in der Fassung des Konrad von Helmsdorf bedeutete er den Neid und die Gefräßigkeit  (*invidia, *gula). Die Figur trägt kein Eselshaupt, wie der Text besagt, sondern eine Arte Esels-Brosche. Die allegorischen Deutungen der beiden (Fledermaus-)Flügel als Ruhm und Lob gehört nicht ins Muster der sieben Sünden. Die Bezeichnung der welt figur bezieht sich auf den Globus, den das Wesen in den Klauen hält, und müsste übersetzt werden als ›Beherrscherin der Welt‹; dabei mag die Symbolik der Labilität der auf einer Kugel balancierenden Fortuna mitschwingen. In <…> stehen Ergänzungen.

Schowent hie jung vnd alt
Der welt figur vnd ir gestalt
Wie gar betrogen ist ir end
Dis sehent ob ir wend
[wenn ihr wollt]
Si treit [trägt] ein kron von fedren zart
Das betütet ir hochfart
[*superbia]
Die si mit mäniger üppikeit
Hat iren dieneren uf geleit
[aufgesetzt]
Ir gröste fröid an hochfart lit [liegt]
Was nun yetz lebt in der zit
Das trencket sy mit irem tranck
Das betütet sy on allen wanck
Ir süchte vnd vnreynikeit
Vnd ir vil große vnküscheyt
[*luxuria]
Damit tuot sy erlaffen [träge machen]
Münch leygen vnd pfaffen
Damitt ir eygenschafft
Alle mit vnküsch sint behafft

Das esels houpt das sy treit
Das betütet tragheit
[*tristitia / acedia]
Als ein esel von recht hat
Die welt nie nie so träg wart
An gottes dienst das sicht man wol
All dis welt ist tragheit vol

----
Den kräwel [Kralle] den die welt treyt
Das betütet gitikeit
[*avaritia]
Damit sy an sich ziehen kan
In diser zit nun wyb vnd man
Menglich stot Jn synnen
Wie es guot well gewynnen
Es syg mitt recht oder nit
Das ist alles
<worden> quidt [~ gleichgültig]
Guot nymet <man> für ere
Des schempt man sich nitt mere

¶ Vnd schwebt mit zweyen fettich [Flügel] ob
Das ist ir ruom vnd ir lob

Das tuoch das die welt vmb treyt
Das betütet ir vnstetikeit
[* kein Pendant in der klass. Lasterlehre]
Vnd stat uff eines kranchen [Kranich] fuos
Vnd weist nit wenn sy fallen muos
So der todt kumpt vnd sy bisset
Vnd ir hochfart nider schlißet
[zerstört]
Dann sint betrogen gar ir kint
Die sy tuot gesehend blint
[die sie, obwohl sie sehen, verblendet]
Söllich end die welt hat
Der ir nit dient ist min rat

Bereits der Codex 352 der Kantonsbibliothek St.Gallen Vadiana (um 1400) enthält dieses Bild:

> https://www.e-codices.unifr.ch/de/vad/0352-1-2/97/0/

••• Hans Sachs, Die böß gesellschaft

Hans Sachs schreibt, dass er eines Nachts darüber nachdachte, worin die Ursache liege, dass die Laster – er zählt viele auf – überhand nähmen, vor allem bei jungen Leuten; da wird er in einen Traum entrückt. Er befindet sich in einem Röhricht an einem See. Da hört er

Ein wunder-erschröckliche bildnuß.
Das ob der gürtel war gantz weiblich,
so freundlich, das es ist unschreyblich.
Das trug ein gflügelt helmelin,
gelentzet als der stahel schin.
Die recht hand im abghawen was.
Auff seyner lincken hand da sas
Ein schlang mit fewerglastig augen,
Sein marck und blut darauß zu saugen.
So het auch dieses bild nachmals
Ein narren-kappen an dem hals.
Auch hets zwen tracken-flügel lang
Im ruck, darmit das bild sich schwang.
Undter der gürtel da hets ein furm
[ein Aussehen]
Grawssam, gleich eynem lindtwurm.
Dem bild an eyner langen ketten
On zal menschen nachfolgen theten,
Die es fürt in ein tieff gemöß.
Das bild widerumb mit gedöß
Kert sein weg gen dem walde stumpff
Und ließ sie stecken in dem sumpff.
Das volck ward durch eynander krablen,
Hülfloß verderben und verzabeln.

Darüber erwacht der Träumer und denkt: Das bedeutet die böß gsellschafft, (etwa: der schlechte Umgang; das Zusammensein mit schlechten Menschen) welches die jungen Leute verführt.

Bild: Holzschnitt von Peter Flötner 1533 > http://www.zeno.org/nid/20004014561

Und er legt neun Eigenschaften aus:

  • Der schöne Frauenleib bedeutet, dass sich die bG zunächst freundlich zeigt.
  • Der Helm bedeutet, dass die bG sich zuerst als stark und hilfreich anpreist.
  • Die fehlende recht Hand bedeutet, dass in bG die rechte Treue fehlt.
  • Die schlangenumwundene linke Hand bedeutet, dass in der bG Betrug und Hinterlist verborgen ist, dass der Eigennutz alles Vertrauen ›aussaugt‹.
  • Die Narrenkappe bedeutet, dass die bG in Leichtfertigkeit endet.
  • Die Drachenflügel bedeuten, dass die bG zu lasterhaftem Handeln verhetzt.
  • Der Lindwurmschwanz bedeutet, dass die bG mit Spott, Nachrede, Lüge vergiftet ist.
  • Die Kette bedeutet, dass die Mitglieder der bG in Gewohnheit verstrickt sind.
  • Der sumpf, in den die bG führt, bedeutet, dass sie ihre Anhänger in Trübsal und Schande führt.

Es folgt eine lange Moralisation, man möge bulerey, spiel, wein, leybes wollust meiden und die Gefährten klug auswählen.

Hans Sachs, »Die böß gesellschaft mit iren neun aygenschafften« [27. September 1533], in: Werke, hg. Adalbert von Keller, Band 3, S. 444–449 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 104), 187.

••• Hans Sachs (Text) / Georg Pencz (Holzschnitt), Das feindtselig laster/ der heymlich Neid/ mit seinen zwelff aygenschafften 1534:

Das ganze Flugblatt hier > http://images.zeno.org/Kunstwerke/I/big/HL20965a.jpg

••• Johannes Busaeus (Jean Buys; 1547–1611), Titelblatt zur Heilkunst von Seelenkrankeiten

Παναριον, hoc est, Arca medica variis diuinæ Scripturæ priscorumque patrum antidotis aduersus animi morbos instructa, ... Moguntiæ : Apud I. Albinum, 1608 https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10363692?page=1

Laster-Baum

Die Vorstellung eines Baums ist entwickelt aus der Metapher Denn die Gier ist eine Wurzel alles Bösen (1 Timoth 6,10) und Die Gottesfurcht ist die Wurzel der Weisheit (Ecclesiasticus 1,25) unter Einbezug des Gleichnisses von den guten und schlechten Früchten (Matth 7,15–20).

Quelle: Konrad von Hirsau, »Speculum virginum« (vor 1200)
> http://krapooarboricole.wordpress.com/page/232/

Conrad of Hirsau's Speculum Virginum, Tree of Vices, Walters Art Museum Ms. W.72 –
> http://www.flickr.com/photos/medmss/5756232164....../lightbox/

British Library, Arundel 44, fol 28v: Tree of Vices –
> http://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/.....6975

L'Arbre des vices, vers 1300, Paris, BNF, ms. fr. 9220, fol. 6r.
> https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b53138414w/f15.item

Vgl. auch http://www.enzyklopaedie.ch/....trees_of_knowledge.html#Laster


Tugendallegorien

Auch hier gibt es Exempla, Personifikationen, Kompositwesen

••• Die Personifikation : CASTITAS (mit typischen Attributen) und im Hintergrund (unten rechts) begleitet von einer exemplarischen Szene, wo Susanna von den beiden Alten belästigt wird und keusch bleibt (Daniel 5)

Erhardi Weigelii Wienerischer Tugend-Spiegel: Darinnen Alle Tugenden nach der Anzahl Derer gleich so vielen Festungs-Linien und Wercken Bey der Weltgepriesenen nunmehr zum andernmal so tapffer wider Türck und Tartarn defendirten Käyserl. Residenz-Stadt Wien Zu immerwährendem Gedächtnüß/ vorgestellet/ und nebenst einer Mathematischen Demonstration von Gott wider alle Atheisten/ Zum Grund der Tugenden/ beschrieben und Mit Kupffern vorgebildet werden, Nürnberg: Endter 1687.
> https://www.zvdd.de/dms/load/met/?PPN=PPN623297272

••• In Hintergrund der KEUSCHHEIT (mit dem Lilienszepter in der Hand) die Szene, wo Joseph der Frau des Potiphar entflieht, die ihn verführen möchte (Genesis 39,7ff.)

Johann Andreas Pfeffel (1674–1748) / Martin Engelbrecht (Kupferstecher, 1684–1756), XII. ausserlesene Tugenden in anmuthigen Bildern, deren heylsame Ubung durch biblische Kern-Sprüche und lobwürdige Exempel, wie auch sinnreiche Devisen anrecommandirt wird ... wie auch XII. Abscheuliche Laster in abschröckenden Bildern ... Augsburg: Lotter [ca. 1745].
> https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11216008?page=1

••• Biblische Exempla der Sieben Tugenden:

(Nochmals) Theodoor Galle (1571–1633): SEPTEM VIRTVTES

> https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1862-0712-300

Fides. / Gene.22 (Opferung Isaaks)

Spes / Iudi.7 (bei der Belagerung durch Holofernes)

Charitas / Luc.32 (Christus am Kreuz)

Iustitia / 3 Reg.3 (Salomons Urteil)

Temperantia / Daniel.1 (Daniel macht sich mit der babylon. Speise nicht unrein)

Prudentia / 3 Reg.10 (Salomon die die Königin von Saba)

Fortitudo / Iudi.16 (Samson trägt die Tore von Gaza)

••• Reinmar von Zweter

Eine frühe Fassung (nur Text, noch ohne Bild) eines solchen Kompositwesens findet sich bei Reinmar von Zweter (1. Hälfte des 13. Jhs.). Die Bildbeschreibung in der ersten Strophe stellt gleichsam ein Rätsel dar, das dann in der zweiten aufgelöst wird. (Die Gedichte Reinmars von Zweter, hg. Gustav Roethe, Leipzig: Hirzel 1887. Spruch Nr. 99 und 100 und Anmerkungen S.596; Übersetzung angelehnt an diejenige von Isabell van Ackeren)

Unt solt ich mâlen einen man,
dêswâr, den wolt ich machen harte wunderlîch getân,
daz er doch hieze ein man: ich mâlte sîn niht als man manegen siht.
Er müeste strûzes ougen haben
und eines cranches hals, dar inne ein zunge wol geschaben,
und zwei swînes ôren: lewen herze des vergaeze ich niht.
Ein hant wolt ich im nâch dem arne mâlen;
an der andern wolt ich niht entwâlen,
ich wolt si bilden nâch dem grîfen,
dar zuo die vüeze als einem bern:
sus wolt ich ganzes mannes wern:
swer des niht hât, von dem mac manheit slîfen.

Wenn ich einen Mann malen müsste, wahrlich, den würde ich sehr seltsam aussehen lassen, aber so, dass er immer noch als Mann bezeichnet werden müsste; aber ich würde ihn nicht so malen, wie man manchen sieht. Er müsste Straussenaugen haben und den Hals eines Kranichs, darin eine gut polierte Zunge, und zwei Schweinsohren; das Herz eines Löwen würde ich nicht vergessen. Eine Hand würde ich ihm wie bei einem Adler malen; bei der anderen würde ich nicht zögern, sie nach der eines Greifen zu gestalten; dazu die Füße wie bei einem Bären. So würde ich einen vollständigen Mann ausstatten. Wer das nicht hat, dem fehlen die Eigenschaften eines Mannes.

Strûzes ougen sol ein man
durch lieplich angesihte gegen den sînen gerne hân,
unt eines cranches hals durch vürgedenken, waz er sprechen müge.
Sîn zunge sol im sîn geschaben
durch wort gar âne vlecken: der sol er gern unt sol ouch haben
durch hoeren swînes ôren, wâ im ze stân od aber ze vliehen tüge.
Lewen herze durch wer, ein hant nâch dem arne,
die sol er hân durch milte, niht ze sparne:
die nâch dem grîfen durch behalden,
berenvüeze vür den zorn; alsô hân ich den man erkorn:
swelch man daz hât, der mac wol manheit walden.

Die allegorischen Auslegungen beruhen auf der mittelalterlichen Tiersymbolik (Physiologus, Bestiare, Enzyklopädien).

Straussenaugen soll ein Mann haben, um die Seinen freundlich anzusehen,

Der Strauss brütet die Eier aus, indem er sie drei Tage lang anschaut

und einen Kranichhals, um vorausschauend zu überlegen, was für ihn zu sagen geeignet ist.

Die Worte sollen sich langsam durch den langen Hals zwängen; das heisst, man soll bedenken, was man spricht

Seine Zunge soll glattgeschabt sein, um makelloser Worte willen. Eine solche [Zunge] soll er haben

und auch Schweinsohren, um zu hören, wo es für ihn angebracht ist standzuhalten oder zu fliehen.

Der Mensch wird bezüglich der Hörfähigkeit vom Eber übertroffen.

Ein Löwenherz, um sich wehren zu können, soll er haben

und eine Hand wie ein Adler, damit er freigebig ist und nicht knauserig.

Der Adler teilt wegen seiner edlen Gesinnung die Beute mit andern Vögeln

Die Greifenhand aber soll er haben, um auch festhalten zu können,

Greifen galten als Wächter von Schätzen.

Und Bärenfüße gegen den Zorn.

Der Bär kann nicht schnell laufen, weil die Gelenke der Hinterbeine  anders herum angelegt sind als die bei den anderen Tieren.

So stelle ich mir einen Mann vor. Ein Mann, der darüber verfügt, der kann auch wie ein Mann handeln.

••• Ulrich von Hutten

Ulrich von Hutten (1488–1523) hat in jungen Jahren ein programmatisches Gedicht verfasst, in dem er den »Vir bonus«, d.h. den idealen Mann charakterisiert. Nach wortreichen moralinsauren Versen über die zu verachtenden Übel der Welt (worin alle sieben Laster genannt werden) entwirft er ein Kompositwesen der postiven Eigenschaften; es scheint, dass er Texte wie den von Reinmar gekannt hat. Das 73 Distichen lange lateinische Gedicht ist 1513 erschienen, und der Drucker hat dem Text ein Bild beigegeben.

Die einzelnen Gliedmaßen haben je eine allegorische Bedeutung:

  • Wie der Eber den Wuchs der Wiesen erlauscht, so fasst sein Ohr das verkündete Wort
  • Die blühenden Lilien, die auf der einen Seite aus dem Munde entsprießen, besagen, dass seine Rede das Größte zutage fördert.
  • Das Schwert auf der andern Seite bezeugt, dass er für das Recht einsteht.
  • Der Schwanen- oder Schlangenhals zeigt an, dass der vir bonus nichts unbedacht spricht (es dauert ja eine Weile, bis das Wort aus der Brust bis zum Mund gelangt...). Der Illustrator hat ein mühseliges Geschäft: Sollte er nun einen Schwanen- oder einen Schlangenhals zeichnen?
  • Auf der Brust hat der das grimmige Gesicht eines Löwen, das für seinen Mut steht. Der Illustrator muss also zwei Gesichter zeichnen.
  • Die Bärentatze verweist auf die Festigkeit des Geistes.
  • Die den Beutel verschließende und die Münzen spendende Hände bedeuten, dass er weder zu verschenderisch noch zu knauserig ist.
  • Er trägt ein schönes Gewand, weil die Anmut die Ernsthaften gewinnt.
Der lateinische Text in: Ulrichi Hutteni equitis Germani opera quae reperiri potuerunt omnia, hg. Eduard Böcking, Leipzig: Teubner 1859–1862; Bd. 3: Ulrichi Hutteni poemata cum corollariis, 1862.

Mangelhafte deutsche Übersetzung in: Ulrich von Hutten's Jugend-Dichtungen, didaktisch-biographischen und satyrisch-epigrammatischen Inhalts. Zum erstenmal vollständig übersetzt und erläutert von Ernst Münch. 2.Ausg., Schwäb. Hall: Haspel, 1850 [ohne Bild]

 

Tugend-Laster-Kampf

wird demnächst online gestellt

Prudentius (* 348; † nach 405) guter Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Psychomachia — Text http://www.thelatinlibrary.com/prudentius/prud.psycho.shtml

 


Generelle Literaturhinweise

Otto ZÖCKLER, Das Lehrstück von den sieben Hauptsünden. Beitrag zur dogmen- und zur Sittengeschichte, insbesondere der Vorreformatorischen Zeit. Nebst einer Textbeilage: Der Kampf der Laster und der Tugenden nach Matthias Farinator und seinen mhd. excerptoren, München: C.H. Beck, 1893. > https://hdl.handle.net/2027/uc1.$b110979

Morton W. BLOOMFIELD, The seven deadly sins. An introduction to the history of a religious concept…, Michigan State College Press 1952.

A. VÖGTLE, Artikel “Achtlasterlehre” [!] in : Reallexikon für Antike und Christentum s.v.

Reinhart STAATS, Artikel “Hauptsünden” in: Reallexikon für Antike und Christentum s.v.

Michael EVANS, Artikel "Laster" in Lexikon der christlichen Ikonographie, Band 3 (1971), Spalte 15–27.

Fritz SAXL, Aller Tugenden und Laster Abbildung, Festschrift J.Schlosser, Wien 1927.

Adolf KATZENELLENBOGEN, Allegories of the virtues and vices in medieval art from early Christian times to the thirteenth century. London 1939 (Studies of the Warburg Institute 10); Nachdruck 1968.

Gérard CAMES, A propos de deux monstres dans l'Hortus deliciarum, in: Cahiers de civilisation médiévale, 11e année (n°44), Octobre-décembre 1968. pp. 587-603. https://www.persee.fr/doc/ccmed_0007-9731_1968_num_11_44_1464

Gérard CAMES, Allégories et Symboles dans l’Hortus Deliciarum, Leiden 1971.

Michael CURSCHMANN, Facies peccatorum – Vir bonus: Bild-Text-Formeln zwischen Hochmittelalter und früher Neuzeit. In: Poesis et pictura. Festschrift für Dieter Wuttke zum 60. Geburtstag, hg. von St. Füssel und J. Knape, Baden-Baden 1989, S. 157–189.

Eckart Conrad LUTZ, Spiritualis Fornicatio. Heinrich Wittenwiler, seine Welt und sein »Ring«, Sigmaringen 1991.

Christoph GERHARDT, Reinmars von Zweter 'idealer Mann', in: PBB 109 (Tübingen 1987), S. 51–84 und 222–251. 

Franz-Josef SCHWEITZER, Tugend und Laster in illustrierten didak¬tischen Dichtungen des späten MAs., (Germanist. Texte und Studien 41), Olms 1993.

Richard NEWHAUSER, The Treatise on Vices an Virtues in Latin and the Vernacular, Turnout: Brepols 1993.

Dietrich SCHMIDTKE, Lastervögelserien, in: [Herrigs] Archiv für das Studium der neueren Sprachen 212 (1975), 241–264 und 213 (1976), 328f. -- Im Anhang 3 aus Hss. edierte Texte.

Christian KIENING, Contemptus mundi in Vers und Bild am Ende des Mittelalters, in Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 123/4 (1994), S.409-457.
> http://www.zora.uzh.ch/92445/1/Kiening_Contemptus.pdf

Sibylle APPUHN-RADTKE, Artikel "Superbia", in: Reallexikon für Deutsche Kunstgeschichte (2021)
> https://www.rdklabor.de/w/?oldid=107328

Noch nicht alle hier genannten Artikel sind vefrasst; wir sind gespannt:

https://www.rdklabor.de/wiki/Laster

https://www.rdklabor.de/wiki/Tugenden

https://www.rdklabor.de/wiki/Tugenden_und_Laster


Aus dem Buch mit vielen Ergänzungen

»Spinnenfuß & Krötenbauch. Genese und Symbolik von Kompositwesen«
Schriften zur Symbolforschung, Band 16, PANO Verlag, Zürich 2013

ISBN 978-3-290-22021-1
(zur Hauptseite "Kompositwesen")

 

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