Tiere in TräumenEs interessieren hier besonders Träume, in denen Tiere vorkommen, die dann allegorisch gedeutet werden. Es können hier nur wenige Hinweise gegeben werden. Eine Übersicht über die Quellentypen gibt Speckenbach. HomerOdyssee, 19. Gesang, Verse 535ff. Penelope erzählt dem Fremden, den sie noch nicht als den heimgekehrten Odysseus erkannt hat, einen Traum, den seltsamerweise eine Gestalt des manifesten Trauminhalts (der Adler) ihr im Traum selbst schon richtig deutet: Artemidor von Daldis (Mitte des 2. Jahrhunderts u.Z.) »Oneirokritika«1518 griechischer Erstdruck; 1539 erste lateinische Übersetzung; deutsche Übersetzung durch Walther Hermann Ryff († 1548) (Bücher I–IV): Warhafftige, künstliche und gerechte underweisung wie alle Träume, Erscheinungen und Nächtliche gesicht ... erklärt ... werden mögen, Straßburg: Balthasar Beck 1540. Digitalisat http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00033147/image_1 Tröumet einem von fröschen/ das bedeüt betrugliche/ leichtfertive vnd vnuerschampfte leüt/ ist aber ein guoter troum denen/ die sich von einer gantzen gemeyn ernören. Es ist mir auch einer fürkommen/ dem tröumt hat/ wie er frösch mit der faust vnnd den knorren der finger schlüege/ diser ist hernachmals über sein Herren auffgesetzt worden/ das er zuogebieten het über alle einwoner des selbigen hauß/ dann der wasserpful hatt das hauß bedeüt/ aber die frösch vnnd poggen die menschen in dem selbigen hauß/ vnd das schlagen mit der hand/ das herrschen vnd gewalt haben. Moderne deutsche Übersetzung: Artemidor von Dalis: Das Traumbuch, Zürich und München: Artemis 1979 (dtv 6111). »Traumbuch Apomasaris«Bei dem später so genannten Werk handelt es sich um einen dem Ibn-Sīrīn (33-110 n.d.H. = AD 653–728) unterschobenen, evtl. auf arabischem Material beruhenden byzantinischen Text. Das Wort Apomasaris ist eine Verballhornung des Namens des persischen Astrologen Albumasar, oder Abu Ma'shar (9.Jh. u.Z.). Es gibt davon seit dem 12. Jh. lat. Übersetzungen; eine lat. Übersetzung von Johannes Leunclavius († 1594) wurde zuerst gedruckt unter dem Titel Apomasaris Apotelesmata, sive de Significatis et Eventis Insomniorum, ex Indorum, Persarum, Aegyptiorumque Disciplina« Frankfurt: Wechel 1577. Digitalisat: http://books.google.ch/books?id=ZPhYAAAAYAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Deutsche Übersetzung davon: Traumbuch Apomasaris, Das ist Kurtze Auslegung und bedeutung der Trewme nach der Lehr der Indianer, Persianer, Egypter und Araber; Erstlich aus Griechischer sprach ins Latein bracht durch Herr Johan Lewenklaw [Johannes Leunclavius], Jetzunt aber dem gemeinen Man so das Latein nicht verstehet zum besten verteutschet etc. Wittemberg: Helwig 1605. Digitalisat [bei dem ein Teil des Registers fehlt]: http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10215435.html Das CCLXXXXVIII. Capitel Das arabische Traumbuch des Ibn Sirin, aus dem Arab. übers. und kommentiert von Helmut Klopfer; mit einem Essay über Traumbücher von Michael Lackner, München: Diederichs 1989 (Diederichs' gelbe Reihe 80) [beruht auf einem arabischen Manusktipt von AD 1451]. Beispiele aus der mhd. Dichtung:Nibelungenlied (Fassung A): Kriemhilds Traum Str. 13 – 14 und 18/4 – 18 Ez troumde Kriemhilde, in tugenden der si pflac, sît wart si mit êren eins vil küenen recken wîp. (Die beiden Adler bedeuten Gunther und Hagen; der Falke Siegfried.)
Seite aus dem Hundeshagener Codex (Berlin, Staatsbibl., mgf 855), aus Wikimedia
Kaiser Karls zweiter Traum (Rolandslied 3066ff.) Dô er got vil tiure ane rief, (Das Sich-Losreissen des Bären steht für Geneluns Verrat. Der zerfleischte rechte Arm meint Roland.) Das Rolandslied des Pfaffen Konrad, mittelhochdeutsch / neuhochdeutsch, herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Dieter Kartschoke, Stuttgart: Reclam 1993 (Universal-Bibliothek 2745). Detail aus der Handschrift Cod. Pal. germ. 112, fol. 47r (Heidelberg, Universitätsbibliothek )
LiteraturhinweiseSteven R. Fischer, The Dream in the Middle High German Epic, (Australisch-neuseeländ. Studien zur dt. Sprache und Lit. 10), Bern u.a.: Lang 1978. Agostino Paravicini Bagliani / Giorgio Stabile (Hgg.), Träume im Mittelalter. Ikonologische Studien, Stuttgart/Zürich: Belser 1989. Maria Elisabeth Wittmer-Butsch, Zur Bedeutung von Schlaf und Traum im Mittelalter, (Medium Aevum Quotidianum, Sonderband I), Krems 1990. Klaus Speckenbach, Artikel »Traumbücher«, in: Verfasserlexikon Band 9 (1995) Sp. 1014-1028. Richard Trachsler, Gottes Boten. Bemerkungen zu Tier und Traum in der onirokritischen Literatur des französischen Mittelalters und der Renaissance, in: Tier und Religion (Hg. von Thomas Honegger und Gunther Rohr). Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung, 12 (2007), pp. 64–80. Claire Gantet, Der Traum in der Frühen Neuzeit: Ansätze zu einer kulturellen Wissenschaftsgeschichte (Frühe Neuzeit 143) Berlin: de Gruyter 2010.
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